Projekt nueva sorgt für wertvolle Erlebnisse und Erkenntnisse auf allen Seiten
Solidarisch, mutig, wertschätzend – das hat sich Regenbogen Wohnen auf die Fahnen geschrieben. Und mit einem neuen Projekt, das 2023 nach zweijähriger Vorbereitungszeit starten konnte, erneut in die Tat umgesetzt: Als neuer Qualitätspartner des Projekt nueva hat Regenbogen Wohnen einmal mehr die Beteiligung ihrer Bewohnerinnen und Bewohner in den Fokus gerückt und geht einen mutigen Schritt in Richtung optimierte Angebotslandschaft für psychisch behinderte Menschen.
Was ist dieses Projekt nueva? Der Begriff setzt sich zusammen aus Nutzerinnen und Nutzer evaluieren und ist darauf spezialisiert, Nutzer:innen von Assistenzleistungen in die Qualitätsmessung und Wirkungsmessung aktiv einzubeziehen. Soll heißen: Statt endloser Fragebögen, die die Bewohner:innen in der Vergangenheit ausfüllen sollten, gibt es nun eine persönliche Befragung. Und nicht nur das: Die Befragung wird vorbereitet und durchgeführt von inklusiven Teams, bestehend aus Nutzer:innen vergleichbarer Angebote.
Gemeinsam mit dem FrauenTherapieZentrum (FTZ) koordiniert Regenbogen Wohnen seit diesem Jahr das Projekt und holte damit erstmals Menschen mit psychischer Behinderung aus ganz Oberbayern ins Boot. Aktuell arbeiten acht eigens dafür ausgebildete Evaluator:innen für das Team Oberbayern mit. Sie können auf Anfrage in Einrichtungen der Eingliederungshilfe und bei Projekten und Trägern, die in der Betreuung psychisch behinderter Menschen tätig sind, entsandt werden.
Stephan Wimmer ist Bewohner einer Einrichtung von Regenbogen Wohnen und hat die Ausbildung zum Evaluator gemacht und war positiv überrascht vom Ablauf der ersten Befragungen:
Ich meine, [das Angebot] kann von Beginn an eine gewisse Vertrautheit und Verbundenheit schaffen, da wir ja selbst Erfahrungen mit Assistenz und Betreuung gemacht haben und machen. Dadurch und mittels einer sehr hohen Diskretion der Befragungen wird meines Erachtens ein Grad der Offenheit möglich, der unter anderen Umständen nur schwer zu realisieren wäre.
Wir wurden bisher immer herzlich und mit viel Interesse empfangen. Mich hat das Engagement und die Bereitschaft zur Mitarbeit überrascht. Sowohl von den Befragten als auch von den Betreuer:innen und Mitarbeiter:innen. Da war wirklich zu erkennen, wie groß das Bedürfnis ist sich einzubringen und sich zuzuhören. Außerdem waren die regen Diskussionen und Gespräche ergiebig und aufschlussreich.
Höchste Zeit für ein offenes Ohr?
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Und das bringt für die Anbieter, aber vor allem für die Bewohner:innen einen großen Vorteil: Es werden die richtigen Fragen gestellt. Da nicht die Anbieter der Leistung, sondern deren Inanspruchnehmer den Fragenkatalog ausarbeiten, wird genau das bewertet und unter die Lupe genommen, was den Bewohner:innen auf der Seele brennt. Denn nur so kann die Lebensqualität der Bewohner:innen von Wohngruppen nicht nur sichergestellt, sondern konsequent und engagiert verbessert werden.
Werner Hoffmann hat als Bewohner von Regenbogen Wohnen in Ernsgaden an der Befragung teilgenommen und sagt:
Durch die Befragung kommen Themen auf, die vom Personal übersehen werden, aber für uns Bewohner:innen wichtig sind. Oft trauen sich Bewohner nicht direkt zum Personal zu gehen und bringen ihre Anliegen zu mir (als Bewohner:innen-Sprecher, Anm. d.Red.). Ich sehe die Befragung als einen Weg, diese Barrieren zu überwinden.
Im persönlichen Gespräch mit Menschen auf Augenhöhe und aus einer ähnlichen Situation fällt es den Befragten leichter, ehrlich und deutlich zu antworten.
Auch die Teamleiterin der Einrichtung in Ernsgaden, Katharina Mörth, hat nur positive Worte für diese erste Befragung nach nueva:
Die Stärkung des Selbstbewusstseins der Bewohner:innen und die besondere Wertschätzung ihrer Meinung, brachte sie aus dem Alltag heraus, belebte ihren Geist und rief positive Gefühle hervor.
Gerade diese Wertschätzung und gelebte Partizipation sind auch das, was Regenbogen Wohnen vom Projekt nueva überzeugte.
Außerdem, so Monika Mayer, die sich im Unternehmen federführend um das Projekt kümmert, sei die Art der Befragung sowie die Qualität der Ergebnisse schlicht überzeugend:
„Die Initiatoren des Projekt nueva haben 20 Jahre Erfahrung in der Durchführung von Evaluationen. Dieses Know-how haben sie nun genutzt, um Befragungsinstrumente mit zuverlässiger Ergebnisqualität zu entwickeln. Durch die methodische Vielfalt (es gibt die Möglichkeit persönlicher Interviews, aber auch der Papier- oder Online-Befragung) erzeilt man eine wahnsinnig hohe Beteiligung der Nutzer:innen von bis zu 75 %. Ein Wert, von dem man bei einer schlichten Fragebogen-Umfrage nur träumen kann.
Die Instrumente, das Setting, die Dauer und Sprache der Befragung ist perfekt auf die Zielgruppe abgestimmt – weil sie von der Zielgruppe entwickelt wurde.
Und abschließend bekommt das durchführende Unternehmen eine verlässliche, leicht nachvollziehbare Auswertung, deren Ergebnisse direkt ins Qualitätsmanagement des Unternehmens einfließen können.“
Ziel aller engagierten Mitstreiter:innen im Projektnetzwerk nueva Oberbayern ist, so Mayer, die Implementierung der Peer-to-Peer Evaluation als Qualitätsstandard einer inklusiven Angebotslandschaft für Menschen mit psychischer Behinderung. Denn die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen ist ein Menschenrecht, kein Akt der Fürsorge oder Gnade – so ist es in der UN-Behindertenrechtskonvention und im Bundesteilhabegesetz verankert.
Monika Mayer freut sich, dieses Vorreiterprojekt weiter voranzutreiben. Weil damit die natürlichen Rechte behinderter Menschen wahrgenommen und umgesetzt werden. Und ganz nebenbei „entwickeln wir mit der Ausbildung zum/r Evaluator:in im kleinen Rahmen inklusive Tätigkeits- und Arbeitsfelder für Menschen mit psychischer Behinderung!“
Und das bestätigt auch Evaluatorin Elisabeth Ploch:
„Ich bin ein eher stiller Typ von Mensch, der nicht so gerne im Mittelpunkt steht. Durch nueva habe ich an Selbstbewusstsein gewonnen und präsentiere sehr gerne vor verschiedenen fremden Menschen. Ich habe gelernt, meine Komfortzone zu verlassen, wodurch ich offener geworden bin.“
Was ist das Projekt nueva?
nueva ist ein Evaluationsmodell für soziale Dienstleistungen für Menschen mit Lernschwierigkeiten und Behinderungen. nueva bedeutet: Nutzerinnen und Nutzer evaluieren. Die Evaluatoren sind Menschen mit Lernschwierigkeiten und Behinderungen. Sie sind Experten in eigener Sache.
Monika Mayer
Projekt Nueva | Stabsstelle Bildungs- & Qualifizierungsmanagement
Erste Ergebnisse
Mittlerweile ist die erste Befragung abgeschlossen und die Ergebnisse wurden in einer Präsentation allen Akteur:innen (Bewohner:innen, Evaluator:innen sowie der Geschäftsführung) vorgestellt.
Die Nutzer:innen bewerteten die Qualität der Lebensbereiche Selbstbestimmung, Privatsphäre, Förderung, Betreuung und Allgemeines in ihre Einrichtung, einem Bauernhof auf dem Land insgesamt gut, d. h. im oberen Drittel der Bewertungsskala.
Für die Weiterentwicklung und weitere Zufriedenheit der Nutzer:innen in der Zukunft werden nun gemeinsam passende Maßnahmen entwickelt.
Gesetzliche Grundlage
Die UN-Behindertenrechtskonvention, die bereits 2009 in Kraft trat, konkretisiert grundlegende Menschenrechte für die Lebenssituation von Menschen mit Behinderungen.
Inzwischen ist auch im Bundesteilhabegesetz (BTHG) verankert, dass eine Evaluation der Wirkung der Unterstützungsangebote der Leistungsträger vorzunehmen ist.
Ich habe gelernt, wie wichtig es ist nicht zu bewerten. So werden keine Barrieren geschaffen und der Raum für Dialog und Kommunikation bleibt geöffnet. Und was für ein breites Spektrum es an Bedürfnissen gibt. Jede:r Befragte hat individuelle Wünsche, Vorlieben und Schwerpunkte die ihm/ihr wichtig sind. Diese vielfältigen Blickwinkel sind extrem bereichernd.
Außerdem: Wie wichtig die Vorbereitungen im Vorlauf der Interviews sind. Wie wichtig es ist, ein Gespür dafür zu bekommen, welche Fragen und Themenkomplexe überhaupt von Relevanz sind und welche vielleicht in einem bestimmten Kontext vernachlässigbar sind. Das ist nur über Gespräche, Kommunikation und Austausch zu ermöglichen.
Fragen und Antworten
Wie kann ich die nueva-Befragung in meiner Einrichtung durchführen (lassen)
Wenn Sie als soziale Einrichtung Interesse an einer Peer-to-peer-Befragung ihrer Bewohner:innen oder Nutzer:innen haben, melden Sie sich bitte bei Monika Mayer von Regenbogen Wohnen: monika.mayer@rebo-wohnen.de
Wie kann ich Evaluator:in bei Projekt nueva Oberbayern werden?
Wenn Sie als Nutzer:in eines Angebots für behinderte Menschen in Oberbayern sind und gern die Weiterbildung zum/zur Evaluator:in machen möchten, wenden Sie sich bitte an Monika Mayer von Regenbogen Wohnen: monika.mayer@rebo-wohnen.de
Wie läuft eine nueva-Befragung ab?
Eine nueva Erhebung erfolgt in mehreren Schritten:
- Der nueva Qualitätszirkel
Ein 2- bis 4-tägiger Kurs, an dem Nutzerinnen und Nutzer, das Management und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens teilnehmen
Anpassung der Erhebungsinstrumente an die regionalen Bedingungen.
Festlegen von Qualitätsstandards für die jeweilige Dienstleistung - Die Befragung von Nutzerinnen und Nutzern
Durchführung der Befragung der Nutzerinnen und Nutzer durch nueva
Eingeben der Daten in die nueva Datenbank
Auswertung, Analyse und Interpretation der Daten - Präsentation der Ergebnisse
Besprechung der Ergebnisse mit dem Fachpersonal und den Nutzerinnen und Nutzern
Erstellen von Qualitätsprofilen. Ein Qualitätsprofil gibt Auskunft über die Einhaltung von bestimmten Standards.
Schaffung von Daten, die miteinander verglichen werden können. - Weiterarbeit mit den Ergebnissen
Das Erkennen und Nutzen von Möglichkeiten, mit den Ergebnissen weiterzuarbeiten.
Inwiefern unterscheidet sich nueva von anderen Befragungen?
In der sich stetig wandelnden Landschaft der Assistenzleistung hat das Unternehmen nueva einen innovativen Ansatz zur Qualitätsbewertung eingeführt. Dabei werden Nutzer:innen selbst zum Herzstück des Prozesses.
1.Mitgestaltung durch Nutzer:innen: nueva lässt die Nutzer:innen ihrer Assistenzleistungen selbst definieren, welche Kriterien aus ihrer Perspektive Qualität ausmachen. Dabei werden maßgeschneiderte nueva-Fragebögen erstellt, die sich ausschließlich aus der Perspektive der Nutzer:innen speisen.
2. Fachkundige Evaluation durch die Zielgruppen: Das Unternehmen setzt speziell ausgebildete Vertreter:innen der jeweiligen Zielgruppen als nueva-Evaluator:innen ein. Diese Expert:innen verfügen nicht nur über eine entsprechende fachliche Qualifikation, sondern auch über wertvolle Felderfahrung.
3. Objektive Bewertungskriterien: nueva tritt nicht als Bewerter auf. Die in den Fragebögen enthaltenen Fragen sind rein beschreibend gehalten. Dadurch sollen Befragte nicht in die schwierige Lage gebracht werden, nahestehende Personen oder ihre eigene Lebenssituation negativ zu beurteilen.
4. Konsistenz und Vergleichbarkeit der Ergebnisse: nueva legt großen Wert auf wirksame und nachhaltige Messungen. Die Fragebögen des Unternehmens bleiben über einen längeren Zeitraum hinweg weitgehend konstant, was eine einfache Nachvollziehbarkeit von Entwicklungen ermöglicht. Zudem stellt das Unternehmen zielgruppenspezifische Ergebnisaufbereitungen und spezielle Formate für die Weiterarbeit mit den Ergebnissen bereit, um die Effektivität und Langlebigkeit des Ansatzes zu gewährleisten.
Diese Neuerungen in der Bewertung von Assistenzleistungen könnten einen Wendepunkt in der Branche darstellen, bei dem die Nutzer:innen selbst stärker in den Fokus rücken und eine aktivere Rolle in der Qualitätskontrolle einnehmen.
Projekt nueva –Nutzer und Nutzerinnen evaluieren
Die nueva-Experten ermittelt die Ergebnisqualität von Wohnangeboten, Arbeits- und Beschäftigungsangeboten sowie Bildungs- und Freizeitangeboten.
Die Evaluation der Ergebnisqualität wird dabei aus der Sicht der Nutzerinnen und Nutzer einer sozialen Dienstleistung erhoben.
Kernstück der Evaluation ist daher deren persönliche Befragung mithilfe eines standardisierten Fragebogens. nueva unterscheidet sich von anderen Zufriedenheitsbefragungen. Der Fragebogen enthält konkret formulierte Kriterien für Ergebnisqualität. Diese sind von den nueva Evaluatoren definiert und werden in Qualitätszirkeln ständig weiterentwickelt.
Die Beschreibung, welche Bedarfe und Erwartungen Nutzer an Angebote haben und wie Qualität von Betreuungsleistungen erlebt wird, erfolgt aus deren Blickrichtung. Die Evaluatoren erhalten dadurch ein authentisches Feedback. Durch diese Blickrichtung und dem direkte Einbezug der ausgebildeten Evaluatoren werden die Entwicklung und die Verbesserung der Qualitätsmanagementsysteme ergänzt.
Einen besonderen Mehrwert ergibt sich dadurch, dass die Evaluatoren, selbst Nutzer sind und waren. Das bedeutet, auch sie sind Menschen mit Lernschwierigkeiten und Behinderungen und nutzen unterschiedliche soziale Dienstleistungen. Dadurch ist eine deutlich höhere und nachhaltigere Angebotsqualität sichergestellt.